Buongiorno, Pantelleria! Mit diesen Worten begrüßte die Schiffsbesatzung bei unserer Ankunft gegen 6:30 Uhr die Insel. Eine halbe Stunde zuvor ist es noch dunkel, und die Sterne funkeln in der klaren Nacht. So langsam geht
dann die Sonne auf, und in Pantelleria-Stadt gehen die Lichter an. Das Schiff leert sich, alles ganz langsam und gemütlich. Hier ist jede Eile fehl am Platz. Pantelleria ist eine ganz besondere Insel, einzigartig, was die Atmosphäre betrifft. Nicht umsonst kommen wir schon zum zweiten Mal hierher.
Bevor es wieder in die Bar Tiffany an der piazza direkt neben dem castello geht, machen wir einen kleinen Spaziergang und genießen diese ganz besondere Atmosphäre des Sonnenaufgangs. Ein kleiner Verkaufswagen hat schon geöffnet, und es duftet nach frischem Gebäck. Das Tiffany ist seit unserem letzten Aufenthalt renoviert worden, hat aber nichts von seiner Gemütlichkeit eingebüßt. Man grüßt sich, man kennt sich. Wir frühstücken, denn wir können erst um 13 Uhr in unser dammuso. So haben wir jeden Menge Zeit und checken einmal unsere mails bevor wir die nächste Zeit ohne WLAN verbringen. Das ist sehr ungewohnt, macht aber auch mit die Stimmung auf der Insel Pantelleria aus.
Anschließend gehen wir schon mal eine Runde einkaufen, Obst, Käse, frisches Brot und schlendern durch die inzwischen geöffneten, kleinen Geschäfte. Pantelleria-Stadt ist der Mittelpunkt der Insel. Hier gibt es alles, zwei Tankstellen, einen Bancomat, kleine Supermärkte und zwei Mal die Woche sogar Markt. Außerhalb wird es ruhiger, sehr ruhig, aber das möchten wir auch. Es gibt eine Ringstraße um die Insel, die ganz einfach perimetrale genannt wird, und ein paar Straßen in Nord-Süd-Richtung, fertig. Wir treffen uns mit Barbara unter einem Pinienbaum, um zu unserem dammuso zu gelangen. Viel los ist um diese Jahreszeit nicht mehr, man erkennt sich am Auto.
Wir sind dieses Jahr in einem Ort namens Rekhale, auch heute noch ein sehr ursprünglicher, bäuerlicher Ort. Dammusi nennen sich die alten Bauernhäuser hier auf der Insel. Sie sind aus Stein gebaut, oft mit weiß gestrichenen Kuppeln. Mehrere davon bilden eine Einheit. So haben wir ein Küchenhäuschen, ein Schlaf-Wohn-Häuschen mit Badezimmer und ein weiteres, welches eine Getreidemühle beinhaltet. Im Garten liegen noch die Mühlsteine unter einem Orangenbaum. Eine riesige Terrasse mit Blick aufs Meer ergänzt das Ensemble. Wir schauen in Richtung Westen, können Tunesien sehen, herrliche Sonnenuntergänge inklusive. Ab und zu klettern wir die schmale Steintreppe hinauf auf unser dammuso. Dort läßt es sich schön sitzen und die Brise Wind genießen, die hier oben herrscht.
Wie auch vor zwei Jahren haben wir das dammuso wieder bei Giovanni angemietet. Giovanni ist, so haben wir beim letzten Mal bei der Abfahrt erfahren, der Bruder von Roberta, die in Hamburg einen Catering-Service betreibt. Die Welt ist klein. Dieses Mal möchten wir ihn endlich persönlich kennenlernen. Er besucht uns am Nachmittag, und wir tauschen uns bei einem caffè über das Inselleben aus.
So erfahren wir vom Kaya Kaya, einer gemütlichen Strandbar im Porto di Scauri.
Dieser statten wir dann gleich am nächsten Tag einen Besuch zum aperitivo ab. Es lässt sich dort wunderschön mit Blick auf Meer und Hafen sitzen und den Tag ausklingen lassen. Auch sonst verbringen wir die Tage auf Pantelleria sehr gemütlich. Je nach Wetterlage besuchen wir einen der Strände oder gehen wandern. Beides schließt sich auch nicht aus.
Denn es gibt hier keine Strände mit Kieselsteinen oder sogar Sand. Und so fährt man mit dem Auto meistens den Berg hinunter ans Meer und läuft dann vom Parkplatz über Klippen und Felsen an eine geeignete Badestelle. Irgendwo in der Nähe gibt es dann auch eine mehr oder weniger gute Einstiegsmöglichkeit, über die der Zugang zum Meer sichergestellt ist. Also ist das Ganze ein wenig sportlich. Es gibt allerdings durchaus auch andere Orte wie den winzigen Fischerort Cala Gadir, wo man sich auf einer
betonierten Fläche oder auf Holzbohlen sonnen kann, mit einfacherem Meerzugang. Sogar einen Beachclub mit Liegen und Bistro gibt es auf der Insel.
Wandern ist auf Pantelleria eine tolle Sache. Giovanni erzählte uns, dass es einen deutschsprachigen Wanderführer von der Insel gibt, von Siegfried. Also schauen wir uns in Pantelleria-Stadt in der Buchhandlung um und kaufen ihn gleich. Er enthält nicht nur die Beschreibung der Wege, sondern auch eine kurze Einführung in die Geschichte und Botanik Pantellerias. Die Wege führen uns durch unberührte Landschaft und Felder. Es begegnet uns niemand, höchstens mal ein Bauer, der seinen Wein erntet. Die Weinreben sind genau wie die Olivenbäume sehr klein und niedrig, weil hier oft ein starker Wind weht.
Wir spazieren um den Lago Specchio di Venere bis auf das auf der Anhöhe
gelegene kleine Dorf Bugeber. Die Blicke auf den See sind immer wieder beeindruckend. Unten begegnen wir noch vielen Leuten, die hierher gekommen sind, um die wohltuenden Kräfte des Schlammes zu genießen. Sie haben sich damit eingerieben, lassen ihn trocknen und spülen ihn wieder ab. Das soll gut sein für die Haut, wer weiß. Auch die Wanderung über die Hochebene des Barons, Piano del Barone, ist lohnenswert, genauso wie die zur Cala Cinque Denti, die wir vor zwei Jahren auch schon gemacht haben.
Eines Abends entdecken wir ganz in der Nähe ein einmaliges Restaurant, I Giardini Dei Rodo Nur ein kleines Schild weist daraufhin, aber der Parkplatz ist immer voll. Wir reservieren und sind in einem dammuso gelandet, mit, wie der Name schon sagt, einer Gartenanlage aus Orangenbäumen. Ein angeleuchteter Olivenbaum steht gleich im Eingangsbereich, alles ist offen gehalten. Es ist ein Familienbetrieb wie wir erfahren, alle wurden hier geboren. Vor ein paar Jahren wurde dieses dammuso dann zu einem Restaurant umgebaut. Der Besitzer führt uns als erstes über die Anlage und zeigt uns, wo einst die Ställe der Ziegen, Schweine und Hühner waren, wo Mehl gemahlen wurde und wo und wie gewohnt wurde. Überall wurden daraus kleine Nischen gemacht, mit Windlichtern stimmungsvoll beleuchtet, zum Sitzen am Tisch oder auf Kissen zum aperitivo. Natürlich konnte man auch hier aufs Dach mit schönem Weitblick. Es ist schwer, den schönsten Platz auszuwählen. Wir entscheiden uns für einen Tisch unter einem niedrigen Orangenbaum. Mit leichter Jazzmusik im Hintergrund nehmen wir ein typisch panteskisches Abendessen zu uns, den Grappa am Schluss im ehemaligen Ziegenstall.
Autofahren ist ebenfalls eine herausfordernde Sache hier. Es gibt eine Straße mit nur zwei Metern in der Breite und das noch mit Gegenverkehr. Links und rechts stehen Häuser, das Ausweichen ist ein kleines Abenteuer. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie das dort in der Hochsaison im August läuft, wenn die Insel übervoll ist. Ansonsten muss man wirklich sehr konzentriert fahren, es kommt immer mal jemand an einer unpassenden Stelle entgegen. Aber wir haben Zeit und lassen es ruhig angehen.
Auf Pantelleria wechseln sich momentan schöne, sonnige mit windigen, fast schon stürmischen Tagen ab. An einigen Tagen kommen auch ziemliche Massen an Regen vom Himmel. Der Sommer soll dieses Jahr ziemlich nass gewesen sein, erfahren wir. Die Temperaturen sind nicht so hoch wie zur Zeit noch auf Sicilia oder Sardegna. Die Insel hat damit ihre eigenen Besonderheiten. Uns reicht es völlig aus, denn so ist es wesentlich angenehmer. Gerade beim Wandern ist ein Windzug herrlich.
Wir sind gespannt, wie wir unsere Rückfahrt nach Sicilia gestalten. Aufgrund der windigen Wetterlage scheinen nicht immer alle Schiffe zu fahren. Wir haben bereits eine weitergehende Fähre von Palermo nach Cagliari auf Sardegna gebucht, da diese nur einmal wöchentlich fährt. Also müssen wir rechtzeitig in Pantelleria los. Die Fähre können wir nur entsprechend der Wettervorhersagen mit zwei Tagen Vorlauf buchen.
Ein Tipp: Über Pantelleria gibt es so viel mehr zu erzählen. Ergänzend hierzu kann ich Euch mein Buch über die Reise in 2016 ‚Sommer in Italien‘ empfehlen. Ihr könnt es ganz einfach per mail bestellen.