Ausflug auf die Insel Neuwerk

Insel Neuwerk mit Totenkopf und Schwertern

Neuwerk ist der nördlichste Stadtteil Hamburgs, hat 25 Einwohner und befindet sich mitten im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer gegenüber von Cuxhaven. Also genau dort, wo die Elbe in die Nordsee mündet. Für mich, die schon fast 30 Jahre in Hamburg lebt, war Neuwerk bis vor kurzem absolutes Neuland. Denn erst vor zwei Wochen entschied ich kurzentschlossen, dorthin zu fahren. Der Wetterbericht verhieß Sonnenschein und um die 20 Grad. Aber es sollte nicht nur ein Tagesausflug werden, sondern ich wollte dort übernachten und ein paar erholsame Tage verbringen. Urlaub in Hamburg sozusagen. Sehr empfehlenswert. Für alle, die es nachmachen wollen, habe ich hier heute mal ein paar Tipps zusammengestellt.

Willkommen in der Freien und Hansestadt Hamburg
Willkommen in der Freien und Hansestadt Hamburg

Die Planung eines Aufenthaltes auf Neuwerk

Der Ausflug nach Neuwerk ist recht einfach zu planen. Es gibt auf der Insel eine Handvoll Gasthäuser mit etwa 170 Gästebetten, ein Heuhotel und einen Zeltplatz, ‚Das alte Fischerhaus‘, ‚Haus Seeblick‘, ‚Hus achtern Diek‘ und das ‚Nige Hus‘. Eine Übernachtung im Leuchtturm ist für die nächsten zwei Jahre erst einmal nicht möglich, da dieser gerade renoviert wird. Und wenn man dann seine Übernachtungsmöglichkeit nach Geschmack und Geldbeutel gefunden hat, ist alles andere eigentlich kein Meisterwerk mehr. Man muss sich nur noch entscheiden, wie man hin- und zurückfahren möchte. Und das kann der Beherbergungsbetrieb praktischerweise gleich mitorganisieren.

Die Anreise nach Neuwerk

Neuwerk hat nur zweimal täglich eine Verbindung mit dem Festland. Diese geht von Cuxhaven aus und ist tide-abhängig. Es ist aber ganz einfach: Bei Ebbe fahren die Wattwagen, bei Flut ein Schiff, die MS Flipper. Die Uhrzeiten variieren immer je nach Wasserstand. Pro Tag verschieben sie sich etwa um 30-45 Minuten. Aber keine Sorge, dafür gibt es zur Orientierung selbstverständlich Fahrpläne

Per Wattwagen nach Neuwerk
Fahrt mit dem Wattwagen auf die Insel Neuwerk
Wattwagen auf dem Weg nach Neuwerk

Zunächst gibt es natürlich den traditionellen Weg mit dem Wattwagen. Ein echtes Erlebnis, welches ich für Hin-und Rückfahrt gewählt habe, und was gar nicht so wackelig war wie ich vermutete. Die Wattwagen starten sowohl in Cuxhaven-Duhnen als auch in Cuxhaven-Sahlenburg. Ich bin ab Sahlenburg gefahren, was etwa eine Stunde gedauert und 25 Euro pro Person gekostet hat. Eine Anmeldung im Voraus ist erforderlich, um sicher einen Platz zu erhalten. Vom alternativen Startpunkt Duhnen aus ist man etwas länger unterwegs. In Sahlenburg kann das Auto in einiger Entfernung (circa 10 Minuten zu Fuss) auf einem Parkplatz abgestellt werden, wobei die Kosten bei etwa 4 Euro pro Tag liegen und vorab bezahlt werden müssen. Für alle, die mit dem Zug anreisen, fährt ein Bus ohne Umsteigen nach Sahlenburg-Strand.

Anfahrt mit dem Wattwagen auf die Insel Neuwerk
Neuwerk in Sicht

Die Wattwagen, die von zwei Pferden gezogen werden, sind für etwa acht bis zwölf Personen ausgelegt. Es ist ratsam, sich etwas wärmer anzuziehen, denn bei der Überfahrt kann es windig und ungemütlich werden. Decken werden auf der Kutsche bereitgestellt. Das ist auch sehr praktisch, um sich auf der vorderen Bank vor Spritzwasser zu schützen, welches die Pferde verursachen. Das Gepäck wird hinten verstaut und dann steigt man mit einer Leiter hoch auf die Sitzbank. Die Wagen fahren dann im Konvoi, einer nach dem anderen, los. Nach der bei schönem Wetter herrlichen Fahrt über das Watt, wird man auf Neuwerk direkt bei der Unterkunft abgesetzt, bequemer geht es nicht.

Per Schiff nach Neuwerk
Die MS Flipper vor Neuwerk
Die MS Flipper vor Neuwerk

Eine der beiden Verbindungen erfolgt mit dem Schiff, der MS Flipper. Das Angebot gibt es bei Flut und von April bis Oktober. Abfahrtsort ist Cuxhaven ‚Alte Liebe‘, die Kosten betragen ebenfalls 25 Euro pro Person für die einfache Fahrt. An Bord gibt es eine schöne Auswahl an Speisen, Getränken und Softeis sodass die Fahrt schnell umgeht. Denn sie dauert etwas länger als mit dem Wattwagen: Der Hinweg etwa zwei, der Rückweg etwa eineinhalb Stunden. Falls man diese Verbindung als Rückfahrt wählt, besteht die Möglichkeit, mit einem extra bereitgestellten Bus (je nach Nachfrage) bis nach Duhnen und Sahlenburg-Strand zu fahren. Das ist sinnvoll für den Fall, dass man auf dem Hinweg mit dem Wattwagen oder einer Wattwanderung dort das Auto geparkt hat.

Zwangsläufig hatte ich diese Möglichkeit nutzen müssen, da die Windverhältnisse für die Rückfahrt mit dem Wattwagen zu viel Wasser in die Priele gespült hatten. Die Natur hat uns also voll im Griff. Ein solches Ereignis sollte immer eingeplant werden, sodass man zeitlich flexibel ist. Mir hat es einen sonnigen Tag mehr auf der Insel Neuwerk beschert. Somit verlies ich sie bei Sonnenuntergang. Die letzten Sonnenstrahlen haben die Insel wunderschön im Abendlicht leuchten lassen. Ebenfalls ein herrliches Erlebnis, wenn auch nicht so geplant.

Per Wattwanderung nach Neuwerk

Für Wattwanderer gibt es zwei Möglichkeiten nach Neuwerk zu gelangen. Ab Sahlenburg ist die Strecke zehn Kilometer lang und dauert etwa drei Stunden, ab Duhnen sind es zwölf Kilometer in 3,5 Stunden. Eine Tour mit einem Wattführer kostet 18 Euro pro Person. Nicht zuviel, um sicher und noch mit ein paar Informationen versorgt über das Watt zu gelangen. Der Anbieter Wunderwelt Watt hat auch Schnuppertouren im Programm für alle, die es erst einmal ausprobieren möchten. Für die richtige Ausstattung während einer Tour gibt es auf der Seite vom Nationalpark Wattenmeer sehr gute Hinweise. Die erwähnten Wattschuhe kann man übrigens in Sahlenburg-Strand kurzfristig noch kaufen.

Was gibt es zu unternehmen auf Neuwerk?

Neuwerk ist ruhig, sehr ruhig. Viel passiert hier nicht. Wenn die Wattwagen einmal am Tag vom Festland ankommen, ist das schon ein richtiges Ereignis. Man hört die Pferde schon von Weitem und weiß, gleich gibt es wieder ein paar Neuankömmlinge.

Wer auf Neuwerk Unterhaltung wie Shops, Eisdielen oder Bars erwartet, wird enttäuscht. Bis auf einen kleinen Inselkaufmann beim Leuchtturm, wo es hauptsächlich Souvenirs, Eis aus der Truhe, Kaffee und Kuchen zu kaufen gibt, gibt es hier nichts weiter. Es geht gemächlich zu, die Natur steht im Vordergrund. Das macht die Insel zu einem herrlichen Ort, um auszuspannen und um Spaziergänge zu unternehmen.

Meine erste Frage im Hotel war, ob es einen Inselplan gibt. Ja, den bekam ich auch, aber gleich mit dem Hinweis, dass es hier alternativ rechts oder links herum geht und man eigentlich keinen Plan braucht, weil man automatisch immer wieder zurückkehrt. Und so ist es dann auch. Aber zumindest waren auf dem Plan doch einige sehenswerte Punkte eingezeichnet, die ich mir dann auch näher betrachtet habe.

Sehenswertes auf Neuwerk

Der Leuchtturm von Neuwerk
Neuwerk mit seinem Leuchtturm
Neuwerk mit seinem Leuchtturm

Da ist zum einen der Leuchtturm, der uns schon von weitem bei der Anreise ins Auge sticht. Gebaut wurde er 1300-1310 als Wehrturm und sicherte Hamburg den Schiffsweg durch die Elbe. Denn Hamburg ist immerhin noch 104 Kilometer die Elbe entlang von der Mündung bei Cuxhaven entfernt. Zudem diente er als Orientierung im gefährlichen Schifffahrtsrevier der Elbmündung und als Bollwerk gegen die Seeräuberei, die zu jener Zeit den Seehandel bedrohte.

Ausblick vom Leuchtturm in Neuwerk
Ausblick vom Leuchtturm

Es ist möglich, den 45 Meter hohen Turm mittels einer 138-stufigen Treppe zu Fuss hinaufzusteigen und ihn einmal zu umrunden. Die Aussicht von dort oben ist herrlich, und man kann sich einen hervorragenden Inselüberblick verschaffen. Die Turmbesteigung kostet 2 Euro pro Person. Am Leuchtturm befindet sich übrigens auch ein ziemlich kurioser Briefkasten mit außergewöhnlichen Leerungszeiten.

gezeitenabhängige Leerung der Post
gezeitenabhängige Leerung der Post
Das Nationalpark-Haus

Ganz in der Nähe des Leuchtturms kann man sich im Nationalpark-Haus – dort gibt es übrigens auch öffentliche Toiletten – dann über das Wattenmeer und seine Tierwelt informieren. Den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer gibt es bereits seit 30 Jahren und seit 2011 ist er Teil des Unesco-Weltnaturerbe. Ganz spannend dargestellt ist im Watt-Aquarium die Simulation von Ebbe und Flut mit den Lebewesen des Wattenmeers wie zum Beispiel den Wattwurm. Der Eintritt ist frei, Spenden werden aber gerne genommen. Hier kann man auch die Termine einsehen, wann welche naturkundliche Veranstaltungen stattfinden.

Der Friedhof der Namenlosen

Von dort aus ist es nur noch ein Katzensprung zum Friedhof der Namenlosen. 1319 wurde dieser Friedhof durch den Bischof von Megara, Weihbischof der Erzdiözese Bremen, eingeweiht. Hier fanden die toten Seeleute, welche das Meer bei Flut an Land spülte, ihre letzte Ruhestätte. Nur ein Grab trägt einen Namen und wurde auch noch regelmäßig besucht.

Auf dem Friedhof der Namenlosen auf Neuwerk
Auf dem Friedhof der Namenlosen

Die Zahl der Kreuze ist im übrigen nur symbolisch, denn es waren wesentlich mehr Tote. Aufgrund der vielen Schiffbrüche und der dadurch angeschwemmten Toten gab es seinerzeit eine Anweisung, dass immer ein gezimmerter Sarg vorhanden sein musste, da man gerade im Winter die Toten oft nicht auf das Festland überführen konnte.

Spazierengehen auf Neuwerk

Der Spaziergang am Deich entlang

Die kürzere Runde, etwa 4-5 Kilometer lang, führt uns einmal entlang des Deiches der Insel. Dieser sieben Meter hohe Deich schützt die Inselbewohner, alles Leben findet innerhalb statt. Außen herum befindet sich das Vorland, welches teilweise nicht betreten werden darf. Auf diesem Rundgang kommt man an allen wichtigen Punkten der Insel vorbei. Inklusive Pausen in der ein oder anderen Gaststätte. Das Schöne: Es gibt in regelmäßigen Abständen Bänke, die zum Verweilen und Blicken auf die Landschaft einladen.

Der Rundgang am Inselrand

Alternativ dazu gibt es einen Rundgang auf dem äußeren Deichfuß um die komplette Insel. Dabei kommt man dann auch am Nord- und Ostvorland vorbei. Das Nordvorland kann man durch den es umgebenden Zaun betreten, man muss hier nur auf Pferde, Kühe und Priele achten. Dabei kommt man am weißen Radarturm vorbei sowie am alten Badehaus.

Das alte Badehaus auf Neuwerk
Das alte Badehaus

Das alte Badehaus ist ein Relikt aus alten Zeiten und begehbar. Es ist nichts besonderes, aber schön anzusehen. Und bei gutem Wetter kann man vom Radarturm aus beim Blick nach Nordwesten auch die beiden anderen Inseln Scharhörn und Nigehörn sehen. Das Ostvorland hingegen ist geschützter Raum für die Tiere und Vögel der Gegend. Es gibt hier nur gekennzeichnete Wege, die man benutzen sollte. Die Landschaft hier ist traumhaft schön.

Das Ostvorland auf Neuwerk im Herbst
Das Ostvorland auf Neuwerk im Herbst

Auch kommt man bei diesem Rundgang an der Ostbake vorbei. Diese historische Landmarke stammt in ihrem Ursprung aus dem Jahr 1635 und diente bis ins 20. Jahrhundert den Tonnenlegern zur Orientierung in der Elbmündung. Heute zu sehen ist ein etwa 25 Meter hoher Nachbau aus dem Jahr 2009. Denn die ursprüngliche Bake brachte im Januar 2007 der Orkan Kyrill zu Fall. Zum Glück entschied man sich zu einem Nachbau, um das Objekt aus vergangenen Zeiten weiterleben zu lassen.

Und sonst noch?

Für Naturbegeisterte gibt es auf jeden Fall immer wieder etwas Neues auf Neuwerk zu entdecken. Mir hat der Hamburger Kurzurlaub auch so sehr viel Spaß gemacht, und ich werde bestimmt nicht allzu lange mehr warten, um das zu wiederholen. Viel Spaß also beim Entdecken der Hamburger Insel.

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Dieser Artikel enthält Empfehlungen, die auf meiner persönlichen Erfahrung basieren. Es handelt sich hierbei nicht um Werbung.