Bergedorf entdecken

Backstein Haus im Zentrum von Bergedorf bei Hamburg

Bergedorf, erst seit dem Groß-Hamburg-Gesetz 1937 ein Stadtteil Hamburgs, befindet sich an der Grenze zu Schleswig-Holstein im Südosten Hamburgs und ist auf jeden Fall einen Ausflug wert. Denn hier befinden sich Hamburgs einziges Schloss mit einem traumhaften Schlossgarten, romantische Plätze an der Bille, ein kleiner Hafen und sogar eine historische Windmühle. Ich nehme Euch heute mit auf einen kurzen Stadtrundgang von etwa drei Kilometern, den Ihr ganz einfach nachlaufen könnt.

Bergedorf: Eine Windmühle mitten in der Stadt

Ich bin mit dem Auto nach Bergedorf gekommen und habe deshalb einen Startpunkt gewählt, an dem es sich auch gut parken lässt. Ansonsten kann die Tour natürlich auch am S-Bahnhof Bergedorf gestartet werden. Dazu müsst Ihr dann nur etwas weiter unten in den Rundgang einsteigen.

die Bergedorfer Windmühle
Die Bergedorfer Windmühle

Als erstes bin ich also zur Bergedorfer Windmühle gelaufen. Diese steht auf einer kleinen Anhöhe mitten in einem Wohngebiet, nicht weit von dem Flüsschen Bille entfernt. Genau gesagt ist es eine Holländer Galerie Windmühle, bei der der Turm auf einem gemauerten Untergeschoss sitzt, um mehr Höhe zu gewinnen. Sie hat bereits viele Funktionen in ihrem langen Leben hinter sich gebracht. 1831 wurde sie errichtet und zunächst als Lohmühle genutzt, also um Eichenrinde zur Gewinnung von Gerbsäure zu mahlen. Etwa 50 Jahre später lohnte sich das Geschäft mit der Lohe nicht mehr und man baute sie dann zur Kornmühle mit einem Müllerhaus direkt an der Straße um. Weitere Umbauten folgten, Motoren wurden eingebaut und gegen Ende wurde sie sogar mit einem Elektromotor betrieben. Seit 1968 ist sie geschlossen und heute ein technisches Denkmal vorindustrieller Zeit. Sie kann nach Voranmeldung oder zum Tag des offenen Denkmals bzw. in der Langen Nacht der Museen auch besichtigt werden.

Auf der Kappe der Mühle könnt Ihr übrigens die traditionelle Begrüßung der Müller ‚Glück zu‘ lesen. Dieser Spruch soll die Mühle vor Schaden und Unglück schützen.

Zum Reetwerder

Von hier aus führt mich mein Weg an das Schillerufer entlang der oberen Bille. Gegenüber seht Ihr ein Hallenschwimmbad, wo sich in den 1920er Jahren eine Flussbadeanstalt befand, dessen Schimmbecken mit Wasser aus der Bille gespeist wurde. Ganz in der Nähe, an der Ernst-Mantius-Straße, befand sich früher eine dazugehörige Warmbadeanstalt.

Am Ende erreiche ich den Reetwerder, eine kleine, ruhige Straße auf der rechten Seite. Ihr Name lautete ursprünglich Bahnstraße, da sie zum Bahnhof führte und nahe der Bahntrasse Hamburg-Berlin lag. Diese wurde übrigens 1842 eingeweiht. Aufstrebende bürgerliche Familien fanden hier um 1900 – als die Bevölkerung ständig zunahm – ein Zuhause in den großzügigen 4-5 Zimmerwohnungen. Auch heute sind die Häuser hier noch gut erhalten, und so können wir zahlreiche Jugendstilfassaden bewundern. Besonders schön ist Haus Nummer 21, denn dort befindet sich im Giebel die Darstellung eines Drachens. 

ein Haus mit Drachen als Dekoration im Giebel in der Straße Reetwerder in Bergedorf
Reich dekoriertes Haus am Reetwerder

Der Serrahn

Am Ende des Reetwerders geht es linkerhand an der Straße entlang, die erste Straße wieder rechts in Richtung Bahnhof und vor dem City Center Bergedorf links hinunter zur Serrahnstraße. Hier wäre dann auch der Start der Tour, wenn man die Anreise mit der Bahn wählt.

Kran im Serrahn dem Hafen von Bergedorf
Der Kran im Hafen von Bergedorf

Der Hafen von Bergedorf nennt sich Serrahn. Das ist in den an Bergedorf angrenzenden Vierlanden die Bezeichnung für das Freigerinne einer Wassermühle. Das Freigerinne der alten Kornwassermühle befindet sich am nördlichen Ende des Hafenbeckens, wo das Billewasser schäumend in die Tiefe fällt. Im Mittelalter wurde hier bereits Holz aus dem Sachsenwald verladen, heute noch erkennbar an dem Straßennamen Holzhude. Der Schleusengraben verband später die Bille mit der Doveelbe, und der Hafen gewann mehr und mehr an Bedeutung. Hier machten dann Schiffe wie die Ewer, das sind besegelte Lastschiffe, fest. 1901 wurde der elektrisch betriebene Ladekran von der Stadt aufgestellt, den wir heute dort immer noch bewundern können.

Allerdings gehört das Treiben von früher heute der Vergangenheit an. Ruhig ist es geworden, und nun bestimmen ein Vierländer Gemüse-Ewer und die Ausflugsschiffe das Leben im Serrahn. Ein Blick aufs Wasser lässt noch ein Kunstwerk entdecken, den Mann auf dem Wasser. Er gehört zum Kunstprojekt ‚Vier Männer auf Bojen‘ von Stephan Balkenhol. Die anderen Bojen habt Ihr vielleicht schon mal auf der Alster (Höhe Schwanenwyk), der Elbe (Höhe Strandperle) oder Süderelbe (östlich der Brücke des 17. Juni in Harburg) bewundert. Sie sind allerdings von November bis März in der Winterpause und leider nicht zu sehen.

Wir verlassen den Serrahn nach Norden, wo wir noch die Fischtreppe anschauen können. Dann wenden wir uns auf der Alten Holstenstraße nach rechts und erblicken diagonal gegenüber ein sehr attraktives Backsteingebäude mit herrlichen farbigen Verzierungen. Wie war es wohl, darin zu wohnen? Heute befinden sich hier die Räume der HypoVereinsbank.

St. Petri und Pauli Kirche

Wir sind nun im Kern des Stadtzentrums von Bergedorf gelandet. Rechter Hand befindet sich ein großes, auffälliges Fachwerkgebäude, die Alte Kornwassermühle. Auch stand etwa dort, wo heute das Einkaufszentrum dahinter liegt, eine weitere Mühle, eine Kupfermühle. Hier trieb das Wasser des ehemaligen Blickgrabens das Hammerwerk dieser Mühle an. Damals wurde hier Kupfer zu Platten und Blechen für den Schiffsbau verarbeitet. Daher auch der Name der kleinen Straße ‚Kupferhof‘.

das Geburtshaus des Komponisten Hasse in Bergedorf
Das Geburtshaus des Komponisten Hasse

Mir hat es allerdings mehr die linke Seite angetan. Da kommen wir zunächst an das Hasse-Haus. Begrüßt werden wir von dem Komponisten Johann Adolf Hasse an dem nach ihm benannten Platz. 1699 wurde er hier als Sohn des Organisten der St. Petri und Pauli Kirche geboren. 1783 verstarb er nach einigen Ortswechseln in der Geburtstadt seiner Frau, Venedig, wo sein Grab in der Kirche San Marcuola zu finden ist.

Gleich neben dem Organistenhaus mit dem Türmchen, dem Geburtshaus Hasses, befindet sich die St. Petri und Pauli Kirche. Benannt nach den

Die St. Petri und Pauli Kirche in Bergedorf
St. Petri und Pauli Kirche

Aposteln Petrus und Paulus, den Schutzpatronen der Schiffer und Ackerbauern, ist sie ein Fachwerkgebäude, welches aus der Zeit um 1500 stammt. Diese Kirche hatte zu dieser Zeit statt des heutigen Kupferturms noch einen hölzernen Turm. Noch früher stand hier bereits eine aus Feldsteinen errichtete Kirche. Nach diversen Anbauten und Erneuerungen ist die heutige Kirche entstanden. Die Pläne stammten vom Architekten Sonnin, der auch die St. Michaeliskirche entworfen hatte. Geht nach Möglichkeit einmal in die Kirche, ein Besuch lohnt sich.

Das Bergedorfer Schloss

Jetzt geht es direkt hinter der Kirche linkerhand über den Schlossgraben auf die Insel, auf der sich das Bergedorfer Schloss befindet. Wir gehen dabei links im Kreis um das Schloss herum.

Das Bergedorfer Schloss ist Hamburgs einziges Schloss. Es liegt inmitten einer schönen Parklandschaft, die an wärmeren Tagen zum Verweilen auf der Wiese einlädt. Es war ursprünglich der Amtssitz der Verwaltung der Städte Hamburg und Lübeck. Denn seit 1420 wurde Bergedorf sozusagen beiderstädtisch verwaltet. Zum damaligen Zeitpunkt stand hier allerdings noch eine Burg, die jedoch nach viertägiger Belagerung fiel. Mit dem Bau des heutigen Schlosses wurde erst Ende des 16. Jahrhunderts begonnen. Die unterschiedlichen Baustile sind diversen Anbauten geschuldet. Heute befindet sich im Schloss das Museum für Bergedorf und die Vierlande.

Hamburgs einziges Schloss zu Bergedorf
Das Schloss in Bergedorf

Man kann nun einmal um das Schloss herumlaufen und bewegt sich damit auf dem früheren Verteidigungswall, der das Schloss vor Angriffen schützte. Die Teichanlagen – heute romantisch mit Seerosen angelegt – dienten früher der Abwehr von Feinden. Im Osten befindet sich noch eine alte Bastion, die zu einem Aussichtspunkt umgebaut wurde, genannt Schneckenwerk – aufgrund des spiralförmigen Weges, der dort hinaufführt. Kurz darauf fällt eine wunderschöne schmiedeeiserne Brücke aus der Zeit des Jugendstils ins Auge. Diese ‚Mode‘ entstand nach der Allgemeinen Hamburger Gartenbau-Ausstellung im Jahr 1897, die diese rankenden Ornamente in den Mittelpunkt stellte.

Auf der gegenüberliegenden Seite stand einst der Küchengarten das Bergedorfer Schlosses. Heute befindet sich hier ein Springbrunnen aus der Jahrhundertwende und gleich gegenüber eine Büste von Kaiser Wilhelm I.

Die Büste von Kaiser Wilhelm in Bergedorf
Die Kaiser Wilhelm Büste

Nun kann man einen kurzen Abstecher in die nette Bergedorfer Einkaufsstraße machen und dann auf die Bergedorfer Schloßstraße zurückkehren. Oder gleich die Schloßstraße bis zum Markt gehen. Dieser Wochenmarkt ist dienstags und freitags geöffnet, und es gibt, wie auch nicht anders zu erwarten, überwiegend lokale und biologisch angebaute Produkte von hoher Qualität aus den umliegenden Vierlanden. Früher verkauften hier die Vierländer Bauern die Ware in ihrer Tracht, was ein schönes Bild abgegeben haben muss. Übrigens, die Frau auf einer bekannten Margarinepackung war früher eine Vierländerin – als Zeichen besonders frischer Ware.

Der Schlossgarten

Nun machen wir zum Abschluss noch einen kleinen Spaziergang durch den Schlossgarten. Dieser ist sozusagen das Naherholungsgebiet Bergedorfs mitten in der Stadt. Entlang sehr geordnet angelegter Wege wird hier oft Boule gespielt. Auch eine Rollschuhbahn von 1955, ein Kinderspielplatz und ein Schachspielplatz sorgen für Unterhaltung.

Und noch ein weiteres Denkmal befindet sich ebenfalls hier: Es erinnert an Otto von Bismarck und wurde 1906 eingeweiht. Schaut es Euch mal genauer an. Auf dem Sockel könnt Ihr folgendes lesen: ‚In Trinitate Robur‘ – der Wahlspruch Bismarcks, was soviel heißt wie ‚In der Dreieinigkeit liegt die Kraft‘. Passend dazu wird der Granitstein mit dem Profilbild des Reichskanzlers von drei Säulen getragen.

Wir verlassen den Schlossgarten in nordwestliche Richtung, wo wir dann wieder durch einen kleinen Park auf das Schillerufer gelangen. Hier geht es dann den gleichen Weg zurück zur Mühle bzw. zum Parkplatz oder wie oben beschrieben zum Bahnhof. Unser Spaziergang ist hiermit zuende. Allerdings gibt es in Bergedorf noch viel mehr zu sehen wie zum Beispiel die Hamburger Sternwarte oder das Freilichtmuseum Rieck Haus (im Sommerhalbjahr).

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Dieser Artikel enthält Empfehlungen, die auf meiner persönlichen Erfahrung basieren. Es handelt sich hierbei nicht um Werbung.