Wir nehmen Abschied, und es heißt für uns Arrivederci, Pantelleria. Aber gleichzeitig sind wir ganz sicher, dass wir wiederkommen werden, denn die Insel hat uns gefangen genommen. Die letzten Tage hat sie sich allerdings nicht immer von ihrer besten Seite gezeigt. Es gab noch herrlich sonnige Strand- und Wandertage, aber auch einen Tag, der einem normalerweise den Urlaub verderben kann. Mit Sturzbächen an Regen, verbunden mit 20 stündigem Strom- und Wasserausfall. Dafür aber mit einem unglaublich beeindruckenden Gewitter. Auch das ist Pantelleria.
Den letzten wirklich sonnigen Abend verbrachten wir mit Giovanni und seinem Kollegen Enzo, den wir von unserer letzten Reise her kennen, in der Kaya Kaya Bar. Wir erfuhren noch, dass wir unbedingt auf die Piana di Ghirlanda in die Weinberge von Emanuela Bonomo müssen. Dort wurde die Restaurantszene des Films ‚A bigger Splash‘ gedreht, und man hat eine tolle Aussicht auf das Meer sowohl nach Norden als auch nach Süden.
Bei Emanuela Bonomo haben wir eines Abends noch einen aperitivo genossen. Es gab den für Pantelleria typischen Zibibbo-Weißwein, einen Passito und verschiedene Cremes aus Kapern und Pesto aus den geschmackvollen Pantelleria-Tomaten zu probieren. Der Boden der Insel ist aufgrund des vulkanischen Ursprungs extrem fruchtbar, und die alten Anbau- und Zubereitungstraditionen werden intensiv bewahrt. Aufgrund des Windes sind die Weinreben und Olivenbäume ziemlich niedrig und die Ernte per Hand entsprechend mühsam und aufwändig.
Unsere Abfahrt haben wir am Ende doch noch ein wenig umplanen müssen. Wir wollten eigentlich die Nachtfähre nach Sicilia zurück nehmen, allerdings ist das Fährunternehmen Traghetti delle Isole mit Zusagen, ob sie fahren oder nicht, sehr unzuverlässig und absolut kurzfristig. Also haben wir uns für die Rückfahrt tagsüber mit Siremar entschieden, eindeutig die bessere Wahl, auch wenn sechs Stunden auf der Fähre gefühlt doch recht lange dauern. Schlafend ist das Ganze etwas angenehmer.
Als wir Trapani erreichen liegt die Viermastbark Sea Cloud gerade im Hafen, ein sehr schönes Segelschiff.
Wir fahren weiter in Richtung Castellammare del Golfo, nur etwa eine knappe Stunde entfernt. Dort haben wir für die Nacht ein Bed & Breakfast reserviert. Das Hafenstädtchen ist angenehm überschaubar, und so drehen wir vor dem Essen eine kleine Runde zu Fuß. Abends frischt es nun immer mehr auf, sodass wir nicht mehr oft draußen sitzen und wenn, dann nur mit Jacke. Am nächsten Morgen ist es dann allerdings mit 24 Grad wieder sehr sommerlich.
Weiter geht es noch nach Scopello, direkt am Zingaro Nationalpark. Hier gibt es beeindruckende Felsformationen im Wasser. Scopello selbst liegt auf einer Anhöhe und ist ziemlich klein. Wir stellen fest, dass wir hier vor 14 Jahren bereits einmal waren und es damals noch viel ruhiger war.
Nachmittags, nach einem kleinen Mittagessen in Scopello, geht’s nach Palermo, womit unsere Rückreise nach Norden und damit in Richtung Hamburg beginnt. Aber ein wenig Zeit haben wir noch, und diese verbringen wir auf Sardegna. Die Nachtfähre bringt uns innerhalb von 13 Stunden nach Cagliari. Wir haben aus der letzten Reise gelernt und uns rechtzeitig eine Kabine an Bord reserviert. Welch ein Luxus, denn damals waren aufgrund der Hochsaison die Kabinen ausgebucht, und wir haben die Nacht recht unkomfortabel auf Stühlen verbracht. So haben wir jetzt zwei große, recht bequeme Betten und sogar eine funktionierende Dusche mit Badewanne. Nicht gerade eine Nacht wie im Hotel, aber schon ganz angenehm.
Nach der Ankunft und einem herrlichen Sonnenaufgang frühstücken wir italienisch, süß und im Stehen, in einer typischen Bar an einer piazza, wo gerade ein Antiquitätenflohmarkt aufgebaut wird. Nachdem dort Polizisten herumstehen fühlen wir unser vollbeladenes Auto sicher und laufen zu Fuß hoch ins centro storico.
Eigentlich wollten wir uns nur kurz den Torre dell’Elefante ansehen, entdecken dann aber viel Street Art an den Häuserwänden, die erst einmal als Bild festgehalten werden muss. Schon auf dem Rückweg hören wir plötzlich Trommelmusik und erleben einen Umzug mit mittelalterlichen Kostümen. Das schauen wir uns natürlich noch an bevor wir dann aber endlich in Richtung Bosa an der Westküste aufbrechen. Wir fahren noch an einem weiteren Flohmarkt vorbei und beschließen, dass wir irgendwann noch einmal intensiver nach Cagliari müssen.
Bosa hat es uns vor zwei Jahren bei der Durchfahrt sehr angetan, sodass wir dieses Mal etwas dort bleiben wollten. Es gibt zwei Bosa, den alten Ortskern, und dann noch Bosa Marina am Meer. Für die Hinfahrt nehmen wir die Küstenstraße. Auf diese Weise kommen wir von oben nach Bosa, wo wir bereits den tollen Blick auf die bunten Häuser der Stadt erblicken. Wir haben eine Wohnung mit Garten fast mitten im centro storico, da wir ja keinen reinen Badeurlaub planen. Das Gastgeberpaar freut sich, dass wir italienisch sprechen, und wir sind begeistert von der großen und gut ausgestatteten Wohnung mit Garten mitten im Zentrum.
Bosa selbst ist klein, es zählt zu den borghi più belli d’Italia. Oben auf dem Berg ist ein castello aus römischer Zeit, in Bosa Marina ein Wachturm der Spanier. Es sind viele Deutsche, aber auch Franzosen hier unterwegs. Einen sonnigen Nachmittag lang genießen wir noch den herrlich breiten Sandstrand in Bosa Marina. Dann wird es zunehmend herbstlicher, vormittags regnet es, am Nachmittag klart es etwas auf, ist aber zumindest trocken.
Wir laufen hinauf zum castello, zu dessen Füßen das centro storico, quartiere Sa Costa genannt, liegt. Bunte, schmale Häuser mit engen Gassen reihen sich aneinander, zwei Treppen verbinden es mit dem unteren Teil der Stadt. Die Häuser sind oft vier Stockwerke hoch und haben oben eine schöne Dachterrasse mit Blick auf den Fluss Temo und das Meer. Gegenüber am anderen Ufer vom Temo liegen die alten Gerberhäuser, die durch ihre unterschiedlichen Braun- und Rottöne ein sehr schönes Bild abgeben. Der Temo ist übrigens der einzig schiffbare Fluss Sardiniens und das nur sechs Kilometer lang.
Ganz in der Nähe befinden sich die beiden ineinanderübergehenden Dörfer Tinnura und Flussio. Wir parken das Auto in Tinnura und machen einen großen Spaziergang.
Zunächst bewundern wir die zahlreichen Wandmalereien. Fast jedes Haus ist mit einem Bild versehen, welches meistens das Leben der Bauern auf Sardinien zeigt. Dann, in Flussio, gehen wir den Belvedere mit Blick über die Umgebung bis hin zum Meer entlang bis wir wieder auf der Hauptstraße auf einen fast unscheinbaren Laden treffen.
Ganz schmal ist er, die Tür ist halboffen und nur mit einem Blick hinein sieht man die Frau, die hier Korbwaren flechtet. Sie bittet uns hinein und erklärt ihre Arbeit. An der Wand hängen neben der sardischen Flagge noch ein paar alte geflochtene Schalen, die bereits ihre Mutter hergestellt hat. Es ist ein hartes Leben für solch eine wertvolle Handarbeit.