Wilhelmsburg ist auch für viele Hamburger, die nördlich der Elbe wohnen, ein wenig bekannter Stadtteil. Ganz zu Unrecht, denn der Stadtteil ist absolut sehenswert. Wir begeben uns deshalb in diesem Beitrag auf eine kleine sportliche Tour mit Rad und Kanu durch Wilhelmsburg. Diese könnt Ihr in einem Tagesausflug ganz einfach nachfahren, wenn Ihr möchtet.
Deutschlands größte Flußinsel
Wilhelmsburg ist der flächenmäßig größte Stadtteil Hamburgs und auch gleichzeitg die größte Flußinsel Europas. Diese befindet sich zwischen der Norder- und der Süderelbe. Sie liegt in der Nähe des Hafens und gilt bereits seit 1880 mit dem Reiherstiegviertel als nahegelegenes Arbeiterwohnquartier. 1962 wurde Wilhelmsburg dann durch die große Sturmflut bekannt, die dort über 300 Tote forderte, die Mehrzahl davon kam aus Wilhelmsburg.
In den letzten Jahren hat sich viel getan in Wilhelmsburg. Einen großen Anteil daran hatten die Internationale Gartenschau (IGS) und die Internationale Bauausstellung (IBA), die beide zeitgleich 2013 dort stattfanden. Das IGS-Gelände ist anschließend in den Wilhelmsburger Inselpark übergegangen.
Der Stadtteil ist auch heute noch ein Mix aus ländlicher und moderner Fläche. So zeugt die Windmühle Johanna von früheren Zeiten. Und die Bunthäuser Spitze, wo sich Norder- und Süderelbe teilen, mit ihrem kleinen Leuchtturm liegt im Naturschutzgebiet Heukenlook, einem der letzten Tidenauewälder Europas. Die modernen Häuser der IBA wiederum stehen im starken Kontrast dazu.
Auf Entdeckungstour
Wir beginnen unsere Tour mit dem Fahrrad und durchqueren den Alten Elbtunnel. Bei sommerlichen Temperaturen ist es dort, 23 Meter unter der Elbe, herrlich kühl. Die alten Aufzüge aus dem Baujahr von 1911 bringen uns nach unten und 426,5 Meter später wieder nach oben. Die östliche Röhre ist seit letztem Jahr nach 10-jähriger Restaurierung wieder offen und nun nur noch für Fußgänger und Radfahrer nutzbar. Wunderschön sieht sie aus.
Auf der südlichen Elbseite fahren wir erst einmal durch Steinwerder in Richtung des HVV-Anlegers Argentinienbrücke. Linker Hand liegt Odo’s Kaffeeklappe, ein kleiner Container benannt nach den ehemaligen Kaffeeklappen, die einst hier im Hamburger Hafen existierten. Diese dienten zu Zeiten des Freihafens den Arbeitern als Verpflegungsstelle. Alkohol konnte keiner gekauft werden, denn es musste ja noch gearbeitet werden. Heute kommen bei Odo viele LKW-Fahrer und Hafenarbeiter, hauptsächlich Männer, vorbei. Sie hat bis Montag bis Freitag von 3 bis 16 Uhr (Freitag bis 14 Uhr) geöffnet.
Weiter voran mit Blick nach rechts können wir in normalen Zeiten mit etwas Glück ein paar Kreuzfahrtschiffe am 2015 eröffneten Cruise Center Steinwerder liegen sehen. Jetzt liegen dort seit März die AIDA Schiffe und warten darauf, dass sie wieder regelmäßig auf Tour gehen können. Hier im Kaiser-Wilhelm-Hafen lag übrigens bereits Ende des 19. Jahrhunderts das erste Kreuzfahrtschiff überhaupt, die Auguste Victoria der HAPAG.
Wilhelmsburg empfängt uns mit Grafitti
Wir fahren an der großen Kreuzung geradeaus auf den Reiherdamm und biegen, bevor es auf die Brücke hoch geht, parallel rechts zur Straße auf dem Fahrradweg nach unten ab. Hier an der Argentinienbrücke können wir einen guten Blick auf die sehenswerten, bunten Graffiti werfen, die unsere Stadt nicht besser beschreiben können.
Weiter geht es nach diesem Abstecher über die Klütjenfelderstraße über zwei Brücken mit Ausblicken auf den Hafen weiter in Richtung Reiherstieg-Hauptdeich am Deich entlang. Auch hier fällt uns erneut ein Kunstobjekt an der Stirnseite einer Hauswand auf der linken Seite auf. Und weiter geht es immer geradeaus. Einige LKW brausen vorbei. Man spürt die große weite Welt in der Nähe des Hafens, die Ware, die abgeholt und weitertransportiert wird. Hamburgs Hafen ist immerhin der drittgrößte Seehafen Europas und hier ganz nah.
Kunst im Uferpark
Am Ende gelangen wir an einen Park, den Uferpark am Reiherstieg. Dort findet eigentlich jedes Jahr die Ausstellung MS Artville statt.
Dieses Jahr ist es etwas anders, und man hat die Grünanlage direkt gegenüber vom alten Rethespeicher als Ausstellungsfläche genutzt. Neun Kunstwerke von nationalen und internationalen Künstlern können hier betrachtet werden.
Rund um die Uhr geöffnet noch bis zum 27. September 2020. Wer mehr über die Ausstellung und die Künstler wissen möchte, kann es hier tun.
Der Energiebunker in Wilhelmsburg
Weiter geht’s über den Veringkanal in Richtung Energiebunker. Von der Brücke über den Kanal hat man einen schönen Weitblick und erblickt hier am Horizont die Elbphilharmonie, Fernsehturm und die St. Michaeliskirche. Dann fahren wir ein bisschen parallel zum Kanal bis wir am Energiebunker ankommen. Wer will kann hier einen Halt machen und nach oben fahren. Der Blick auf Hamburg ist von hier ist unbeschreiblich schön.
Oben gibt es zudem ein nettes Café, das Vju, zum Verweilen. Der Bunker ist ein ehemaliger Flakbunker, der kleinere von insgesamt zwei Flakbunkern in Hamburg. Der größere steht auf dem Heiligengeistfeld und wird gerade aufgestockt. Dieser hier in Wilhelmsburg wurde 1943 erbaut, später im Inneren gesprengt und zur Zeit der IGA zum Energiebunker umgebaut. Dabei werden die angrenzenden Neubauten mit erneuerbarer Energie dieses lokalen Kraftwerks versorgt. Wer mehr darüber wissen möchte, findet vor Ort eine Menge Informationen, aber auch hier im Netz.
Eine Bootsfahrt auf den Kanälen Wilhelmsburgs
Unser nächstes Ziel ist der Biergarten Zum Anleger. Hier haben wir ein Kanu für drei Stunden reserviert. Bevor es aber losgeht, stärken wir uns erst einmal. Wir sitzen unter schattigen Bäumen direkt am Ernst-August-Kanal und trinken hausgemachte Erdbeer-Minze-Limonade. Als wir wieder fit sind, legen wir los.
Zunächst geht die Kanutour entlang an idyllisch gelegenen Schrebergärten bis hin zum Rathaus Wilhelmsburg. Hier müssen wir das Wasser verlassen und das Kanu über die Straße tragen, was ein wenig mühsam, aber machbar ist. Anschließend geht es dann zwischen traumhaften Bäumen und Seerosen weiter, was dafür durchaus entschädigt. Ab und zu begleiten uns ein paar Enten bis wir dann an einer Art von Tunnel angelangen, den es zu durchpaddeln gilt. Das ist ein wenig abenteuerlich, er ist schmal und etwas dunkel, und wir sind froh als am Ende dann ein herrlicher breiter See auftaucht. Und wir haben unser Zwischenziel erreicht.
Bei Willi Villa mitten im Inselpark gelegen, dem ehemaligen BGS-Gelände, machen wir unser Kanu fest und genießen eine Erfrischung. Wir haben inzwischen etwa die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht. Weiter geht es anschließend über einen kleinen Kanal mit Blick auf die zu Zeiten der IBA gebauten Häuser.
Wir müssen das Boot noch einmal aus dem Wasser holen, um eine Schleuse zu überwinden, was aber im Vergleich zu vorher harmlos ist. Bevor wir dann über das Wasser ans Rathaus zurückkommen paddeln wir an einer riesengroßen Grafittiwand vorbei, die sehr beeindruckend ist. Ab dem
Rathaus ist der Rückweg dann der gleiche wie der Hinweg. Nach drei Stunden sind wir am Ende der Kanutour voller Eindrücke und sehr positiv von dieser Seite Wilhelmsburgs überrascht.
Wieder zurück auf die andere Seite der Elbe
Wir fahren anschließend, nach einer kleinen Verschnaufpause, per Rad wieder zurück zum Alten Elbtunnel. Es ist schon Abend, die Stimmung an der Elbe ist so schön, dass wir dort am südlichen Ende des Tunnels noch verweilen.
Dies ist einer meiner Lieblingsorte hier in Hamburg, der einen tollen Eindruck unserer Stadt vermittelt. Man sieht die Elbphilharmonie, die Landungsbrücken, Rathaus und Kirchen und lauscht den Wellen, die die Schiffe auf der Elbe verursachen. Die Sonne lässt ab dem späteren Nachmittag die Elbphilharmonie immer schön glitzern, denn deren unterschiedlich geformte Scheiben reflektieren das Licht immer wieder anders.
Noch ein Fischbrötchen bei Brücke 10
Wir haben Hunger und gönnen uns noch eines der besten Fischbrötchen unserer Stadt. Hier auf dieser Seite der Elbe ist die Schlange etwas kleiner als beim Haupthaus Brücke 10 an den Landungsbrücken. Das Besondere: Die Brötchen sind ganz frisch zubereitet, was man auch schmeckt. Anschließend geht es dann wieder zurück durch den Alten Elbtunnel nach Hause. Ein schöner Ausflug geht zu Ende.
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Dieser Artikel enthält Empfehlungen, die auf meiner persönlichen Erfahrung basieren. Es handelt sich hierbei nicht um Werbung.