Unser Aufenthalt in Sardegna ist zum Glück noch nicht zu Ende. Die letzten warmen Tage in diesem Sommer sind nun auch hier angekommen. Nur circa 40 Kilometer entfernt von Bosa liegt nördlich die Stadt Alghero. Die Küstenstraße einmal entlang zu fahren ist wunderschön, keine Häuser, nur Natur. Rechts die Berge, grün bewachsen und mit Felsen versehen, links das Meer, welches herrlich in verschiedenen Blautönen schimmert.
Wir verbinden ein paar Strandstunden mit Ausflügen. Eine Bucht namens Spiaggia Compoltittu gefällt uns besonders gut. Man parkt auf den Parkplätzen an der Straße, und dann geht es einen schmalen, teils steilen Weg bergab, immer wieder mit herrlichen Blicken aufs Meer. Unten angekommen befindet sich ein weißer Sandstrand unterbrochen mit kleinen Felsen und glasklarem Wasser.
In Alghero im Nordwesten von Sardegna haben wir ein sehr schönes Erlebnis. Während wir durch die Stadt innerhalb der alten Stadtmauern lang spazieren, zieht mich ein Straßenmusikant magisch an. Er sitzt oben an der Mauer, und wir finden eine Bank, um seinem Gesang zu lauschen. Wir wollen gerade gehen, da stimmt er ein Lied an, welches uns zum Bleiben bewegt: „Non potho reposare“. Der Text stammt ursprünglich von einem Anwalt aus Sarule, einem Bergdorf auf dem Weg von Bosa nach Nuoro. Er ist recht emotional und passt in meinen Augen bestens zum Landesinneren Sardegnas. Es gibt eine hervorragend gesungene Version von Andrea Parodi, einem sardischen Sänger mit großartiger Stimme, der leider aufgrund einer Krankheit viel zu früh verstorben ist. Zum Reinhören habe ich hier mal das Video von seinem Abschiedskonzert 2006 in Cagliari herausgesucht.
Wir verabschieden uns von Bosa in Richtung La Maddalena im Nord-Osten nahe Olbia. Denn von Olbia aus geht in ein paar Tagen unsere Fähre direkt nach Genova. Nun aber haben wir noch 6 herrliche Tage auf einer Inselgruppe vor uns, die zu Recht als Trauminseln bezeichnet werden.
Auf dem Weg dorthin folgen wir einer Empfehlung unserer Vermieterin Carmen, die uns zu einem Abstecher in den Ort Orgosolo wegen seiner Wandmalereien rät.
Und tatsächlich sind wir sehr froh über den Tipp. Über 100 Murales schmücken die Stadt, mit Motiven des Protests, des Alltags der Bauern und kulturellen Themen.
Nachdem wir die tolle Berglandschaft verlassen haben geht es auf der Schnellstraße weiter in Richtung Olbia. Abends nehmen wir die Fähre von Palau nach La Maddalena. Es fahren zwei verschiedene Linien immer im Wechsel, die Überfahrt dauert 20 Minuten, und die Fähren fahren tagsüber alle 15 Minuten, nachts etwas seltener.
Insofern sind die Inseln sehr gut ans Festland angebunden. La Maddalena gehört zum Parco Nazionale dell’Arcipelago di La Maddalena in Sardegna und ist die bewohnte Hauptinsel, wo auch wir unterkommen.
Wir sind mehr als begeistert als wir am nächsten Tag einen kleinen Ausflug nach Caprera unternehmen. Die Nachbarinsel ist durch eine Brücke mit La Maddalena verbunden. Nur ein winziges Dorf mit sogar einer kleinen, sehenswerten Kirche gibt es hier, sonst ist alles reine Natur. Und diese ist fantastisch, geradezu paradiesisch! Graue Felsen und viele Inselchen in türkisblauem Wasser, grüne Vegetation mit Erdbeerbäumchen, Pinien, Gräsern, vielen unterschiedlichen Büschen und herrliche Sandstrände. Es wirkt alles fast wie gemalt.
Die Insel ist versehen mit vielen sentieri, sogenannten Wanderwegen, die durch unberührte Natur führen, vorbei an bizarren, grauen Granitfelsen, und oft einen Blick auf das Meer und die Inseln außen herum freigeben. Bei gutem Wetter kann man sogar Korsika sehen. Wir machen eine beindruckende Wanderung zur Cala Napoletana, eine windgeschützte und romantisch gelegene Bucht im Norden.
Im Museo Compendio Garibaldino di Caprera lernen wir Garibaldi etwas näher kennen. Er hat die letzten 25 Jahre seines Lebens auf der Insel verbracht und führte dort ein ruhiges, bäuerliches Leben. Heute steht hier sein Grab und die seiner Frau und Kinder.
Zum Besuch des Museums gehört eine Führung in italienisch oder englisch, die durch sein Wohnhaus, den Pferdestall, den Garten mit Oliven und Pinien und zu den Gräbern und Schiffen führt. Seine letzte Tochter ist erst 1959 mit 92 Jahren verstorben und hat das Haus so gut wie nicht verändert. Insofern ist der Besuch recht beeindruckend. Und wir hatten das Glück einer sehr individuellen Führung, was der Nebensaison zu verdanken ist.